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Interessant: Wie Virtual Reality der Demenz zumindest ein bisschen Einhalt gebieten könnte. 

Demenz. Was für ein Mistkerl von einer Krankheit. Schwer vorzustellen, was da im Gehirn vorgeht. Vielleicht habt ihr einen Bekannten, einen Freund, oder ein Familienmitglied mit dieser Krankheit. Dann habt ihr vielleicht eine Ahnung davon, wie ein geliebter Mensch sich plötzlich total verändert. Ein durchwegs intelligenter Mensch wird auf einmal zu dem genauen Gegenteil. Ein geduldiger Mensch, auf einmal zornig, leicht reizbar. Gut, dass es also Menschen gibt, die der Demenz entgegenwirken wollen! Lasst mich also einen kurzen Einblick in das Thema Demenz geben, und wie moderne Technologien wie in diesem Artikel eben „Virtual Reality“ der Krankheit entgegenwirken könnten. Assistenz erhalte ich dabei von einer Freundin, einer angehenden Neuropsychologin.

Was ist Demenz?

Zuerst sollte geklärt sein was Demenz überhaupt ist.

Es ist eine fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung. Genauer gesagt bezeichnet der Begriff eine Schädigung oder das Absterben von Nervenzellen/Neuronen. Die Symptome werden auf Dauer intensiver, beziehungsweise schlechter.

Ausmaß und Kombination der Symptome variieren aber sehr zwischen den erkrankten Menschen, vor allem zu Beginn. Dies ist abhängig von der Krankheit, welche Demenz auslöst und von den Gehirnarealen, die davon betroffen sind. In späteren Stadien ähneln sich die Auswirkungen immer mehr, da eben fortlaufend Gehirngewebe beschädigt wird.

Typische Symptome sind unter anderem:

+ kognitive Probleme (Denken und Gedächtnis)

– Sprache (Wortfindungsprobleme/einem Gespräch folgen)

– Orientierung (Schwierigkeiten sich an den Wochentag/das Datum zu erinnern, und wo sich die Person befindet)

– Defizite der visuell-räumlichen Fähigkeiten (z.B. Distanzen einschätzen)

– Konzentration, Planen, Organisieren (Probleme lösen, Entscheidungsfindung)

– Tag-zu-Tag-Gedächtnis – was passierte vor kurzem?

+ Stimmungsschwankungen

+ visuelle Halluzinationen, Wahnvorstellungen

+ Unruhe, wiederholtes Fragen, Schlafstörungen

Zwischen verschiedenen Arten muss unterschieden werden

Allerdings gilt auch, dass man zwischen den verschiedenen Arten von Demenz unterscheiden muss. Ein paar davon kurz erklärt:

Alzheimer Krankheit: Wahrscheinlich am Bekanntesten. Hier werden, sehr vereinfacht ausgedrückt, die Nervenzellen von ungewöhnlichen, feindlichen Proteinen angegriffen und dadurch zerstört. Mit der Zeit werden auch die Verbindungen zwischen den Gehirnzellen zerstört, was somit unter anderem zu Gedächtnisdefiziten führt.

Vaskuläre Demenz: Hier liegt die Ursache in der reduzierten Sauerstoffzufuhr zum Gehirn aufgrund von sich verengenden oder blockierten Blutgefäßen. Die Symptome können entweder durch die Schädigung kleiner Blutgefäße oder Schlaganfälle auftreten.

Lewy-Körper-Demenz: Bei dieser Art der Demenz bilden sich im Inneren der Gehirnzellen winzige ungewöhnliche Strukturen (Lewy-Körper). Dies führt grob gesagt zu einem Ungleichgewicht der chemischen Abläufe im Gehirn und im weiteren Verlauf zur Zerstörung von Gehirnzellen. Mit dieser Art von Demenz wird oft Parkinson in Verbindung gebracht, da es auch hier zu motorischen Störungen kommen kann.

Frontotemporale Demenz: Hier formen sich ungewöhnliche Proteinklumpen innerhalb der Gehirnzellen, vor allem in den vorderen (= fronto) und seitlichen (= temporal) Gehirnarealen, und führen somit zu deren absterben. Abhängig von der genauen Position des Schadens kommt es zu unterschiedlichen Symptomen.

Natürlich gibt es auch noch andere, seltenere Ursachen und Arten von Demenz, aber es soll ja nur ein grober Einblick gewährt werden.

Entgegenwirken sehr wichtig

Eine „Heilung“ von Demenz gibt es nicht. Aber man kann der Krankheit sehr wohl entgegenwirken und bewirken, dass sie nicht noch schlimmer wird. Zum Beispiel kann man versuchen Erinnerungen zu wecken an etwas, was die betroffene Person gerne gemacht hat. Die Behandlungsmöglichkeiten sind hier ganz verschieden. Am allerbesten wäre natürlich mit der Person Zeit zu verbringen.

Das Problem ist aber, das der/die Durchschnittsangehörige arbeiten gehen muss, und vermutlich auch ab und zu etwas anderes vorhat. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch eine psychische Herausforderung ist, einen wichtigen Menschen so hilflos zu sehen. Jetzt könnte man für den Menschen mit Demenz eine Heimhilfe organisieren, aber nicht nur das man hier Glück haben muss eine gute Heimhilfe zu bekommen, es geht auch ganz schön ins Geld.

Ein Pflegeheim wäre also vermutlich ideal, aber da es hier nicht nur einen Bewohner zu betreuen gilt, sondern gleich mehrere, wird die Zeit für den einzelnen Bewohner auch etwas gering ausfallen. Und hier kommt Virtual Reality ins Spiel

Aber was ist jetzt eigentlich „Virtual Reality“?

„Virtual Reality“ – Der Name zu Deutsch übersetzt, nämlich Virtuelle Realität, beschreibt im Grunde schon genau das, was es ist. Durch meistens einen Computer wird eine Umgebung erschaffen, in die man durch technische Vorrichtungen, in unserem Beispiel eine VR-Brille, eintauchen kann.

Wir sollten uns dann in einer virtuellen Welt befinden, welche wir mittels unserer Sinne auf verschiedene Art und Weisen erkunden können. Je mehr Sinne dabei stimuliert werden, desto besser. Bei unserer Virtual Reality Brille, geht es in erster Linie um das Sehen. Die Brille soll die Umgebung so realistisch wie möglich darstellen.

Am besten auch so, dass unsere Fähigkeit räumlich wahrzunehmen  beansprucht wird. Außerdem soll sich der Bildausschnitt entsprechend ändern, wenn wir den Kopf in eine Richtung schwenken. So wie es in der Realität eben auch der Fall ist. Den Effekt unserer geschaffenen Realität könnten wir durch ein gutes Soundsystem noch einmal erhöhen.

Die Rolle von „Virtual Reality“ könnte bedeutend sein

In Australien werden teilweise schon solche VR – Brillen im Kampf gegen die Demenz eingesetzt. Aber warum?

Ich habe es kurz schon erwähnt. Betreuer/innen in einem Pflegeheim haben nicht nur einen Bewohner zu betreuen, sondern mehrere. Dadurch kann nicht jeder Bewohner gleich gut betreut werden beziehungsweise nicht der Situation entsprechend ausreichend. Mit zum Beispiel einer Virtual Reality Brille würde das schon etwas anders aussehen.

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Vorteile wären unter anderem:

+ Neuroplastizität/kognitive Stimulation – Das Potential neue Neuronen zu bilden wird gesteigert, da VR ein angereichertes Umfeld ermöglicht

+ Kosten – VR würde es auch Angehörigen und Betroffenen ohne viel Geld ermöglichen einen Schritt gegen die Demenz zu machen

+ Forschung – Die Forschung in diesem Gebiet ist wichtig, damit wir in Zukunft mehr Möglichkeiten im Kampf gegen Demenz haben. Zum Beispiel würde VR es ForscherInnen erlauben, die verschiedenen gehirnstimulierenden Aktivitäten für die jeweils beschädigten Gehirnareale systematisch zu untersuchen und im Endeffekt einen weiteren Gegenschritt im Kampf gegen die Demenz zu machen.

Außerdem würde es weniger mobilen Menschen eine gute Alternative bieten, doch noch etwas von der Welt zu erleben. Und es kommt gut an:

Nichtsdestotrotz darf man die Nachteile nicht vergessen, welche wären:

– Soziale Isolation – Das Ausmaß der Anwendung müsste natürlich gut rationiert sein damit der Kontakt zu anderen Menschen nicht vernachlässigt wird

– Balance zwischen Über- und Unterforderung – Beide Situationen sind wenig hilfreich, deswegen gilt es die zu vermeiden. Das ist allerdings leichter geschrieben als es dann in der Realität ist.

– Relativ wenig Forschungsergebnisse vorhanden

– Aufwand – Bilder oder Videos von der Familie zu verwenden würde sehr helfen, da persönlich relevante Inhalte mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, dies ist aber teilweise nicht möglich und unter anderem sehr Aufwendig

Fazit einer angehenden Neuropsychologin und einem notorischen Gamer

Wir beide finden es spannend und wichtig wie gegen Demenz gekämpft wird, egal ob Lösungsansätze im Bereich Technik oder anderweitig erforscht werden. Virtual Reality würde einen guten Ansatz mit einem großen Vorteil gegenüber den pharmakologischen Methoden bieten, nämlich unter anderem keine nennenswerten physiologischen Nebenwirkungen.

Allerdings werden sich vermutlich nicht alle Menschen mit Demenz darauf einlassen. Es ist aber bemerkenswert, dass es laut bisherigen Berichten keine Schwierigkeiten mit VR gab. Man muss sich im Klaren darüber sein, dass Virtual Reality Demenz nicht heilen kann, aber laut aktuellen Forschungen vermutlich verlangsamen kann und den PatientInnen ein abwechslungsreicheres Leben bieten kann.

Das ist nicht nur eine große Hilfe, sondern auch ziemlich cool. Wir beide werden dieses Thema definitiv weiter verfolgen und gegebenenfalls  berichten. Bleibt nur zu hoffen, dass man der Demenz endlich ein bisschen Einhalt gebieten kann.


Literaturverzeichnis:
https://www.alzheimers.org.uk – Factsheet Dementia – Alzheimer’s Society – last updated: August 2015
Garcia, L., Kartolo, A., & Méthot-Curtis, E. (2012). A discussion of the use of virtual reality in dementia. INTECH Open Access Publisher. doi: http://dx.doi.org/10.5772/46412
Kühn, S., Romanowski, A., Schilling, C., Lorenz, R., Mörsen, C., Seiferth, N., … & Conrod, P. J. (2011). The neural basis of video gaming. Translational Psychiatry, 1(11), e53. doi: http://dx.doi.org/10.1038/tp.2011.53

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