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Artikel von Markus +

Die Hyrule-Welt hat in den letzten Jahren einige ihrer emotionalsten Momente erlebt. The Legend of Zelda: Breath of the Wild definierte die Serie neu, Tears of the Kingdom führte die Geschichte mit einem starken Fokus auf Mythos, Tragödie und Verbundenheit fort. Mit Hyrule Warriors: Age of Imprisonment (Deutsch: Chronik der Versieglung) im Test versucht Koei Tecmo nun erneut, die Lücke zwischen erzählerischem Zelda-Epos und bombastischem Musou-Gefecht (Musou ist ein Subgenre für Hack and Slash) zu schließen.

Doch diesmal mit einer Besonderheit: Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist kanonisch. Keine alternative Zeitlinie, keine Interpretation, sondern die direkte Ausarbeitung jener Ereignisse, die in Tears of the Kingdom nur angedeutet wurden. Das ist ambitioniert, vielleicht sogar riskant. Denn wer die Geschichte bereits kennt, stellt automatisch höhere Erwartungen an die Art und Weise, wie sie erzählt und inszeniert wird. So wie ich.

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Die Geschichte kennt jeder, doch das Spiel erzählt sie trotzdem

Age of Imprisonment setzt dort an, wo Zelda im Tears of the Kingdom-Prolog vor den Augen des Spielers verschwindet. Zeit entrückt, getrennt von Link, strandet sie in der Ära der Mythen, lange bevor Hyrule zu dem wurde, wie wir es heute kennen. Hier trifft sie erneut auf Rauru, den ersten König Hyrules, und die anderen Weisen, die das Königreich einst gegen den aufsteigenden Ganondorf verteidigten.

Die zentrale Frage: Was tat Zelda in dieser Zeit? Dieses Spiel beantwortet sie: Schritt für Schritt, Schlacht für Schlacht.

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment - Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment – Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Doch genau darin liegt das Problem: Die Schlüsselmomente der Handlung sind längst vertraut. Wir wissen, was Rauru opfert. Wir wissen, wie Ganondorfs Macht zurückkehrt. Und wir wissen, welche Rolle Zelda in diesem Zeitgefüge einnimmt. Und weil das Spiel nichts davon verändert, entsteht kein Überraschungseffekt. Kein „Oh!“, kein „Was passiert nun?“. Die Emotionalität ist da, weil das Material stark ist. Aber die Erzählung überrascht nicht. Das sollte dir bewusst sein, wenn du dieses optisch ansprechende Spiel zockst.

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Das unterscheidet Age of Imprisonment fundamental von seinem Vorgänger Age of Calamity, das bewusst einen „Was wäre wenn“-Winkel wählte, um Neues auszuprobieren. Hier, bei der Fortsetzung dagegen, herrscht Erwartbarkeit.

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment bietet viele spielbare Charaktere, aber wenig erzählerische Tiefe

Du wirst im Laufe des Spiels viele Gefährten rekrutieren. Weisen, Krieger der Hyrule-Völker, Verbündete aus Clans und Siedlungen. Die Anzahl ist groß, vielleicht zu groß. Denn viele von ihnen haben keine echte narrative Bedeutung. Sie existieren primär, um zusätzliche Missionen zu rechtfertigen. Sie helfen dabei, das Spiel auf die verpflichtenden 30 Stunden Spielzeit zu strecken, die diese Art von Musou-Story-Kampagne braucht.

Und während Zelda, Rauru und einige wenige zentrale Figuren spürbare Charakterentwicklung bekommen, wirken viele andere wie Schablonen. Funktional, aber nicht erinnerungswürdig. Das ist schade, denn das Setting gäbe mehr her. Viel mehr. Genau hier hätte man ansetzen können, um das Spiel Story-technisch rechtfertigen zu können.

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment - Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment – Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Das Gameplay dagegen liefert diesmal richtig ab

Aber gut, es ist ein Musou und ein Musou wird primär über sein Gameplay bewertet. Und hier zeigt sich: Hyrule Warriors: Age of Imprisonment ist spielerisch das beste Hyrule Warriors bisher.

Das Kampfsystem ist vertraut, aber verfeinert:

  • Light + Heavy-Angriffe bilden die Basis, wie immer.
  • Die Animationsqualität ist deutlich höher.
  • Jeder Hauptcharakter hat einen klar definierten spielerischen Stil.

Das große Plus diesmal:

  • Sync Strikes: Teamkombos, die ausgelöst werden, wenn ein spezieller Angriffs-Meter gefüllt ist. Sie bringen taktische Tiefe und eine beeindruckende Wucht in Bosskämpfe.
  • Unique Attacks: Starke Spezialbewegungen, die je nach Figur unterschiedliche taktische Wirkung entfalten. Manche unterbrechen feindliche Angriffe, andere brechen Verteidigungen oder nutzen Schwachstellen.
  • Zonai Devices: Direkt inspiriert von Tears of the Kingdom, aber hier kein Bastel-System, sondern gezielte taktische Fähigkeiten – gut so. Sie fügen dem Kampfsystem Layer hinzu, statt es zu überladen.
  • Elementare Gelände- und Gegnermechaniken: Feinde nutzen jetzt Schlamm, Gloom oder Umgebungszonen zur Verstärkung. Das bedeutet: Man muss reagieren, statt nur „mähend“ voranzurennen.

Kein tiefes, komplexes Action-System. Nicht falsch verstehen. Aber eines, das mehr fordert als nur Buttons zu drücken, wenn man auf höheren Schwierigkeitsgraden spielt.

Grind ist wieder da, aber mit Sinn

Ja, du wirst farmen. Du sammelst Materialien, wiederholst Verteidigungsmissionen und räumst Nebenaufträge ab. Der Unterschied: Dieses Mal fühlt sich der Loop wie ein bewusstes Upgrade-Karussell an statt wie Pflichtprogramm. Jede Runde zahlt spürbar auf deinen Fortschritt ein.

Neue Moves schaltest du nicht nur „irgendwann“ frei, sondern genau dann, wenn du die nötigen Komponenten zusammenhast und plötzlich öffnet sich ein neues Kombo-Fenster, das Boss-Schilde bricht. Sync Strikes werden mit jeder Verbesserung brutaler und zuverlässiger, weil höhere Stufen die Aufladezeit drücken und den Wirkungsradius erhöhen.

An der Schmiede führst du Waffen zusammen, jagst gezielt nach Perks und merkst direkt, wie schnell normale Mobs schmelzen. Selbst das Zonai-Arsenal profitiert: mehr Akku, kürzere Abklingzeiten, smartere Einsatzfenster. Klar, Wiederholung bleibt Teil des Pakets, aber die Kurve stimmt. Du planst Runs, setzt Prioritäten, kassierst Belohnungen, die deine Spielweise sofort verändern. Genau so sollte Grind sich anfühlen.

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment - Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment – Bild: Nintendo / Koei Tecmo

Technisch ein großer Sprung dank Switch 2

Auf der Switch 2 wirkt Hyrule Warriors endlich so, wie die Serie sich anfühlt: groß, klar und ohne sichtbares Röcheln. Texturen sind deutlich schärfer, Materialien lesen sich plastischer, und die höhere Sichtweite reduziert Pop-ins spürbar. Besonders wichtig: die Frametimes bleiben stabil, auch wenn die Kamera über ein Meer aus Gegnern schwenkt. Das sorgt für ein ruhigeres Spielgefühl als jeder nominale FPS-Wert.

Im Docked- und im Handheld-Modus liefert das Spiel konsistent ab. Effekte wie Partikel, Funken und elementare Flächenangriffe wirken kräftiger, ohne die Lesbarkeit zu zerstören. HUD und Treffer-Feedback bleiben sauber. Boss-Arenen profitieren von besserer Beleuchtung und Schattenstaffelung, wodurch sich Tiefe und Distanz präziser einschätzen lassen. Die Ladezeiten sind kurz genug, dass schnelle „Noch-eine-Mission“-Sessions tatsächlich schnell bleiben.

Kurz: Kein Matschfilter mehr, keine milchigen Hintergründe wie früher, sondern eine Präsentation, die Massenschlachten nicht entschuldigt, sondern trägt. Die Hardware gibt dem Spiel endlich Luft und das merkt man in jeder Begegnung. Einziger Wermutstropfen: Digital frisst der Titel über 44 GB. Wer die Vollversion lädt, sollte vorher Speicherplatz freiräumen.

Fazit zu Hyrule Warriors: Age of Imprisonment im Test

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment ist ein starkes Musou-Spiel, das seine Stärken genau kennt: wuchtige Kämpfe, spürbarer Fortschritt, klare Rollen für jeden Hauptcharakter. Wenn du Lust auf dichte Action, Skill-Aufwertung und ständig neue Kombos hast, liefert der Titel zuverlässig. Die Technik auf Switch 2 unterstützt das: stabile Performance, gute Lesbarkeit im Effektgewitter, kurze Ladezeiten. Hier fühlt sich Hyrule endlich so groß an, wie es aussieht.

Als Zelda-Erlebnis funktioniert es hingegen nur bedingt. Du bekommst kanonisches Material, ja – aber ohne Überraschungen wenn du Tears of the Kingdom durch hast. Die Story trägt, weil das Fundament aus TotK stark ist, sie entfaltet jedoch kaum eigene Dramaturgie. Viele Nebenfiguren bleiben Staffage, der Grind ist präsent, auch wenn die Belohnungen diesmal Sinn machen. Wenn du Zelda vor allem wegen seiner emotionalen Wendungen und ruhigen Momente spielst, wirst du hier seltener berührt.

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Ist jetzt alles schlecht? Nein!

Unterm Strich ist es kein schlechtes Spiel – im Gegenteil. Es ist ein Spiel, das sehr klar weiß, für wen es gemacht ist. Für Musou-Fans: ein deutlicher Schritt nach vorn, mit genug Tiefe, um dich über Wochen zu beschäftigen. Für Zelda-Puristen: eine solide Ergänzung des Kanons, aber kein neues Kapitel, das man noch Jahre später ehrfürchtig zitiert. Geh mit der richtigen Erwartung hinein, dann bekommst du genau das, was Hyrule Warriors am besten kann: grandiose Massenschlachten mit spürbarem Fortschritt. Und auf der Switch 2 macht es auch optisch endlich Spaß.

Stimmt etwas nicht oder fehlt dir was? Melde dich, wir kümmern uns darum. Nutze unser Feedback-Formular!

Test-System: Nintendo Switch 2

Bewertung von Markus
Sehr Gut
8

Hyrule Warriors: Age of Imprisonment ist ein starkes Musou-Spiel. Aber es ist kein neues Zelda-Erzählhighlight.

  • Deutlich verbessertes Kampfsystem mit spürbarer Tiefe
  • Charaktere fühlen sich spielerisch einzigartig an
  • Sync Strikes & Unique Attacks sind echte Bereicherungen
  • Technisch beeindruckend auf Switch 2
  • Lore-Ergänzungen für Tears of the Kingdom sind wertvoll
  • Story komplett vorhersehbar, ohne Überraschungen
  • Viele Nebencharaktere ohne echte Bedeutung
  • Grind kann je nach Spielertyp ermüden
  • Recycelte Cutscenes nehmen Inszenierungskraft
  • Kein guter Zugangspunkt für Spieler ohne Musou-Erfahrung
  • Grafik
    9
    Endlich das Hyrule Warriors das wir uns optisch erwartet haben!
  • Sound
    9
    Hallo, es ist ein Zelda-Ableger... Natürlich bockt der Sound.
  • Gameplay
    9
    Wer Hack & Slash so wie ich mag, der wird es lieben.
  • Story
    4
    Dafür werden mich Menschen hassen, aber ja, wenn du TotK durchgespielt hast, wirst du hier nichts Neues finden.
  • Motivation
    8
    Aufgrund der schnellen Ladezeiten macht es echt Spaß, immer weiterzuspielen.
  • Steuerung
    8
    Manchmal will man den Controller an die Wand schmeißen, aber nur manchmal...

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